Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist promovierter Historiker. Zugleich ist er ein weltweit bekannter Buchautor sowie ein erfolgreicher Unternehmer und Immobilieninvestor. Er studierte Geschichte und Politikwissenschaft und promovierte 1986 mit „summa cum laude“. Während seiner späteren universitären Laufbahn schrieb er eine Reihe von historischen Büchern.
Nach seinen Stationen als Cheflektor und Mitglied der Geschäftsleitung des Ullstein-Propyläen-Buchverlages und seiner Beschäftigung bei der Tageszeitung „Die Welt“ gründete Dr. Rainer Zitelmann im Jahr 2000 das PR-Unternehmen Dr.ZitelmannPB.GmbH. Zitelmann leitete die Firma von 2000 bis 2016 und baute sie zum Markführer im Bereich PR-Beratungsunternehmen für die deutsche Immobilienbranche aus, bis er sein Unternehmen 2016 verkaufte.
Nebenbei baute Zitelmann sein Vermögen durch seine unternehmerische Tätigkeit und als erfolgreicher Immobilieninvestor auf. 2016 promovierte er ein zweites Mal mit einer Arbeit über die Psychologie der Superreichen, das wir im Rahmen dieses Podcastinterviews gemeinsam vorgestellt haben.
Wie du dir vorstellen kannst, reagieren nicht alle Menschen auf eine derartige Lebens- und Erfolgsgeschichte mit anerkennender Wertschätzung. Gerade in Deutschland scheint das Thema Erfolg und Reichtum mit Stigmatisierungen und Vorurteilen behaftet zu sein.
Genau um diese Fragen dreht sich das Podcastinterview und der dazu gehörige Blogbeitrag:
Welche Vorurteile gibt es gegenüber Reichen? Ist Deutschland eine Gesellschaft voller Neider? Wem gönnt man den Reichtum – dem Unternehmer, dem Selbstständigen oder dem Lottogewinner?
Vorurteile gegenüber Reichen
Vielen Menschen kommt beim Gedanken an Reichtum das Bild des zwielichtigen Jordan Belfort aus The Wolf Of Wallstreet in den Kopf. Laut Zitelmann schreibt man reichen Menschen oft zu, dass sie ihr Geld durch unethische Methoden erworben haben und nur Ausbeutung anderer zu Wohlstand führe. Doch woher kommen diese Vorurteile?
Zitelmann greift an dieser Stelle auf die psychologische Forschung zurück und bestimmt Neid als eine Emotion, die Menschen am liebsten verbergen wollen. Das nimmt den Ursprung in der Tatsache, dass mein neidvolles Gefühl implizit bedeuten würde, dass der Andere etwas hat, das ich ebenfalls begehre. Dies wiederum führt schnell zur unangenehmen Aufgabe vor sich selbst rechtfertigen zu müssen, warum man selbst nicht ebenfalls das begehrte Gut besitzt.
Das tritt eine Reihe von unangenehmen Fragen los: War der Andere kreativer, fleißiger, ideenreicher oder intelligenter? Diese Abwehrreaktion besteht in einem Phänomen, das in der Psychologie kognitive Dissonanz genannt wird. Dr. Dr. Zitelmann sieht die Ursache für die generalisierten Vorwürfe also darin, dass Leute dadurch deutlich besser rationalisieren können, dass sie selbst nicht vermögend sind. Wenn man anderen schlechte Eigenschaften zuschreibt, muss man sich nicht mit seiner eigenen kognitiven Dissonanz auseinandersetzen und hat eine angenehme Rationalisierung. Es dient also als psychologische Entlastungsfunktion.
Diese Ergebnisse sind besonders interessant, wenn man beachtet, dass 80 % der Menschen keinen Reichen (reich definiert als: über eine Millionen Euro Vermögen) persönlich kennen. Es handelt sich also größtenteils tatsächlich um bloße Vorurteile gegenüber reichen Menschen.
Das Nah- und Fernbild von Millionären
Um eine möglichst repräsentative Gruppe abzubilden, hat Dr. Dr. Zitelmann insgesamt 1000 Menschen in vier Ländern (Deutschland, USA, Frankreich und Großbritannien) befragt. Diesen Menschen wurde eine Liste mit Persönlichkeitsmerkmalen vorgelegt. Es waren sowohl positive Eigenschaften, sowie Intelligenz oder Fleiß als auch negative, wie Rücksichtslosigkeit oder Egoismus aufgelistet.
Die Frage war denkbar einfach: Was denken Sie? Was ist bei Reichen besonders oft verbreitet? Das Ergebnis ist im oberen Teil der oben angegebenen Grafik zu sehen. Besonders der Egoismus wird den Reichen unterstellt.
Eine interessante Wendung ergibt sich jedoch, wenn die Leute nach einem Reichen aus ihrem Bekanntenkreis gefragt wurden. An dieser Stelle war das Ergebnis vollkommen verschieden: 71% nennen den Fleiß und die Intelligenz als zentrale Eigenschaften der Reichen. (siehe unterer Teil der Grafik)
Diese auseinanderklaffende Differenz ist ein Indikator für gesellschaftliche Vorurteile gegenüber Reichen.
Wem gönnt man den Erfolg?
Die Statistik zeigt, dass „unsere“ Berufsgruppe in der Gesellschaft gar nicht so schlecht abschneidet. 64% der Menschen gönnen Selbstständigen und 57 % den Unternehmern ihren Reichtum. Erstaunlich dagegen ist, dass der Lottogewinner, der nichts zu seinem Reichtum beigetragen hat, ähnliche Werte erreicht.
Diese Angaben waren nach Zitelmann besonders davon abhängig, wie viel die Menschen selbst verdienen oder wie diese generell zu Reichen stehen. Interessanterweise haben die Menschen, die weniger Einkommen haben, dem Lottogewinner am ehesten den Reichtum gegönnt. Im Rahmen des Podcastinterviews hebt Dr. Dr. Zitelmann zwei zentrale Faktoren hervor:
1) Die Menschen können sich am ehesten vorstellen selbst durch Glück im Lotto zu gewinnen.
2) Die Menschen müssen sich nicht der unangenehmen Frage stellen, warum sie nicht auch vermögend sind. Es ist in diesem Fall monokausal auf das Glück zurückzuführen.
Drei Typen von Neidern
Durch Indikatorfragen konnten Dr. Dr. Zitelmann und sein Team die Menschen in drei Gruppen kategorisieren. Diese Indikatorfragen zielen darauf ab die Anzahl der Menschen zu bestimmen, die neidisch sind. Neidisch sind laut Zitelmann per definitionem in diesem Kontext die Menschen, die anderen etwas wegnehmen wollen, auch wenn sie selbst keinen Nutzen daraus ziehen.
Unter die eben erwähnten Indikatorfragen fallen Fragen wie: 1) Sind Sie dafür Millionäre extrem stark zu besteuern, auch wenn sie selbst gar nicht davon profitieren? 2) Wären sie dafür die Gehälter bei Vorständen von Großunternehmen drastisch zu kürzen und das Geld an alle Angestellten zu verteilen, auch wenn jeder nur zwei oder drei Euro mehr davon hat? 3) Stimmen Sie der folgenden Aussage zu? Wenn ich höre, dass ein Reicher sich bei einem Geschäft verspekuliert hat und Geld verliert, dann geschieht es ihm Recht.
Wer alle drei Fragen mit „Ja“ beantwortet hat, gehört in die Gruppe der Neider. In Deutschland waren es ca. 11% der Befragten, während Großbritannien auf einen Wert von 3% und die USA auf 5% kamen. Der ambivalente Typ, der 2 von 3 Fragen mit “Ja“ beantwortet hat, machte in Deutschland einen Anteil von 1/3 aus. Die so genannten „Nicht-Neider“ haben alle drei Fragen mit Nein beantwortet.
Der Zusammenhang von Reichtum und Unternehmertum
Wenn du dich für den Zusammenhang von Reichtum und Unternehmertum interessierst, ist dieses Podcastinterview mit Herrn Zitelmann optimal geeignet:
057 Reich werden als Unternehmer? Interview mit Dr.Dr. Rainer Zitelmann!