Du hast bereits eine Geschäftsidee oder ein Geschäftsmodell und möchtest dieses nun bewerten? Du bist dir unsicher, ob deine Idee im Markt bestehen könnte? Dann bist du hier genau richtig! Um nicht nur nach dem Prinzip Hoffnung zu agieren, bedarf es klar definierte Kriterien. Hier eine Liste meiner Kriterien, die ich nutze, um meine Geschäftsideen und Geschäftsmodelle zu validieren. Bedenke jedoch, dass es sich nur um meine Kriterien handelt. Je nach Branche kann es auch sein, dass weitere oder andere Kriterien relevant sind.

Geschäftsidee vs. Geschäftsmodell?

Oft werden die beiden Begriffe unreflektiert in einen Topf geworfen. Es gibt jedoch einen bedeutenden Unterschied zwischen Geschäftsidee und Geschäftsmodell? Geschäftsidee= Problemlösung Bei einer Geschäftsidee handelt es sich um eine spezifische Problemlösung. Eine Geschäftsidee liegt beispielsweise vor, wenn ein Unternehmen antiallergene Bettbezüge herstellt, da es für eine gewisse Zielgruppe (die Allergiker) ein Problem löst, für das die Zielgruppe bereit ist, Geld zu bezahlen. Geschäftsmodell = Beschreibung der Umsetzung der Idee Der Begriff „Geschäftsmodell“ hat eine weitere Einflusssphäre. Ein Geschäftsmodell beschreibt die Funktionsweise eines Unternehmens und die spezifische Art und Weise, mit der es Gewinne erwirtschaftet.Grundsätzlich soll die Beschreibung von Geschäftsmodellen helfen, die Schlüsselfaktoren des Unternehmenserfolges oder Misserfolges zu verstehen, zu analysieren und zu kommunizieren. Hier werden Fragen wie:

  • Wie kommt das Produkt zum Kunden?
  • Zu welchem Preis und in welcher Regelmäßigkeit bezahlt der Kunde?
  • Wie positioniere ich mich im Markt und setze mich von der Konkurrenz ab?
  • Wie verläuft Vertrieb und Werbung? (…)

relevant.

Business Model Canvas

Doch du bist nicht hier, um dich mit Haarspaltereien auseinander zu setzen, sondern um dein Geschäftsmodell zu validieren und dann in die Umsetzung zu kommen. Dazu braucht es Handwerkszeug. Um dein Geschäftsmodell zu visualisieren und schnell für dich und andere greifbarer darzustellen, bietet es sich an auf den so genannten Business Model Canvas zurückzugreifen.

Du findest hier eine kostenlose Business Model Canvas Vorlage, die du bis zu einem DIN AO Format einfach ausdrucken, und ausfüllen kannst. Kleiner Tipp: Haftnotizen sind ideal dafür, da sie frei bewegt und schnell verändert werden können.

10 Bewertungskriterien für dein Geschäftsmodell

Jetzt geht es ans Eingemachte! Es folgen zehn verschiedene Kriterien anhand deren du die Attraktivität deines Geschäftsmodells oder deiner Geschäftsidee überprüfen kannst. Um dir die Bewertung zu erleichtern, kann es helfen, deine Geschäftsidee gemäß aller Kriterien auf einer Skala von 1-10 zu bewerten. Der Rest ist selbsterklärend. Es gibt eine maximale Punktzahl von 100. Je näher deine Idee oder dein Modell dran ist, desto eher solltest du sie verfolgen.

1. Kriterium: Dringlichkeit

Wie dringend benötigt/will deine Zielgruppe dieses Produkt? Wohnungsdekoration, die nicht saisonbedingt gebraucht wird, schneidet eher schlecht ab und ist somit eher näher an der 1 im Skalensystem. Ein Verdurstender in der Wüste dagegen wird dir für Wasser all sein Hab und Gut geben, während er in einem westlich-demokratischen Land kaum viel Geld für eine Flasche Wasser ausgeben. (10 = extrem dringend, 1 = nicht dringend)

2. Kriterium: Marktvolumen

Das Marktvolumen fragt danach, für wie viele Menschen dein Angebot relevant sein könnte. Wenn es sich bei deiner Produktidee um Warnwesten für Hühner handelt, ist das Marktvolumen eher gering, da die Wenigsten Hühner besitzen und diejenigen, die sie besitzen, unter Umständen auch nicht den Sinn dahinter sehen. Ein hohes Marktvolumen dagegen weist beispielsweise die Klopapierbranche auf, da (hoffentlich) jeder Haushalt auf dieses Produkt zurückgreift. Doch es ist nicht immer so eindeutig, wie in den beiden Extremfällen. Zum Glück kannst in diesen Fällen grob überprüfen, wie groß das Marktvolumen ist. Dafür gibt es eine Reihe an Möglichkeiten:

• (…)

(10 = riesig, 1= Nischenmarkt)

3. Kriterium: Preispotenzial

Preispotenzial Bei diesem Kriterium musst du dir die Frage stellen, wie viel deine Kunden maximal bereit sind für das jeweilige Produkt zu zahlen. Während Apple-Kunden gewohnt und bereit sind horrende Summen für die Produkte zu zahlen, scheut sich der durchschnittliche Nokia-Klapphandy-Nutzer eher vor zu hohen Handypreisen. Auch hier kann der Blick auf Mitbewerber, die im Markt ähnlich positioniert sind, wieder Aufschluss geben. (10 = Kunden sind bereit viel Geld zu bezahlen, 1 = Kunden schrecken vor hohen Preisen zurück)

4. Kriterium: Wie viel kostet ein Kunde?

Die nächste Frage, die du prüfen solltest, ist folgende: Wie viel kostet ein Kunde? Diese Frage mag auf den ersten Blick befremdlich erscheinen, aber ist von nicht zu unterschätzender Bedeutsamkeit. In diesem Kontext geht es um die so genannten Customer Acquisition Costs. Dieser Maßstab misst, wie viel Geld du für Werbung ausgeben musst, um den potenziellen Kunden zum Käufer zu machen. Das Ganze beispielsweise mit Google Adwords Keyword Planer getestet werden. Die Frage ist daher so wichtig, weil ein Produkt, das so viel Werbebudget frisst, dass deine Marge sehr gering ist, ist daher weniger geeignet. (10 = günstig, 1 = teuer)

5. Kriterium: Herstellung- und Lieferkosten

Punkt Nummer 5 sind die Herstellungs- und Lieferkosten. Diese Kategorie umfasst in diesem Fall sowohl die monetären Kosten als auch den Aufwand, der für die Herstellung des Produkts oder der Dienstleistung aufgebracht werden muss. Egal wie viel Zeit in die Vorbereitung eines Produktlaunches fließt, niemand kann voraussagen, wie das Produkt von den Kunden angenommen wird. Das ist keine Rechtfertigung für eine schlechte Vorbereitung, sondern vielmehr für einen schnellen, günstigen Start. (10 = günstig/schnell, 1 = teuer/langsam)

6. Kriterium: Einzigartiges Angebot?

Wie einzigartig ist das Angebot (positioniert)? Lässt es sich von Mitstreitern leicht kopieren? Du brauchst keine revolutionäre und Welt verändernde Idee, um ein profitables Business aufzubauen. Was du aber in dieser Welt, die überflutet ist von Ideen (besonders Geschäftsideen), brauchst, ist das, was Seth Godin eine „purple cow“ nennt. Solange du nicht vor hast iPhone-Handyhüllen zu verkaufen oder die 5749. Instagram-Zitateseite zu betreiben, die sich nicht von den existierenden auf dem Markt unterscheiden, muss deine Idee keine Revolution in deiner Nische sein, um erfolgreich und profitabel zu sein.

Trotzdem ersparst du dir einiges an Arbeit, Schweiß und Gewinnmarge, wenn du dich differenzierst. Auffällig und anders zu sein, ist es für Unternehmen laut Seth Godin beinahe essentiell, wenn man dafür sorgen will, dass deine Marke oder dein Unternehmen Bekanntheit in deiner Nische erlangt. Seth Godin nennt das Beispiel der lila Kuh. Niemand, der an einer Wiese mit schwarz-weiß gefleckten Kühen vorbeifährt, dreht wahrscheinlich den Kopf nach diesen um. Es sind schließlich nur Kühe. Normal und gewöhnlich. Stell dir jedoch einmal vor, dass du mit einer Horde Kinder im Auto an einer Wiese vorbeifährst, auf der inmitten der schwarz-weißen Kühe eine lila Kuh steht. Du kannst dir vorstellen, wie groß das Geschrei ist?

Aber nicht nur auf Kinder trifft das Ganze zu, sondern auch Erwachsene sind evolutionär darauf ausgelegt eher den Fokus auf das Besondere in der Umwelt zu legen. Milka hat das verstanden und die lila Kuh prompt zum Maskottchen gemacht. Es spielt leider oft eine untergeordnete Rolle, wie gut dein Service, Produkt oder Dienstleistung ist, wenn viele andere Konkurrenten sehr ähnliche Produkte haben und die Produkte in der Nische allgemein vergleichbar scheinen. Aufmerksamkeit ist die Währung des Internets. Deswegen ist Seth Godins „purple cow“ etwas, das man wiedererkennt und worüber man spricht. (10= schwer nachzuahmen, 1 = copy & paste)

7. Kriterium: Vorlaufzeit

Der nächste Punkt ist selbsterklärend. Er zielt auf die Frage ab: Wie schnell kannst du am Markt sein? Wenn du eine Woche oder vielleicht auch zwei brauchst, dann bekommst du 10 Punkte. Je länger es weiter sich der Markteintritt nach hinten verschiebt, desto weniger Punkte bekommst du. (10 = diese Woche im Markt, 1 = lange Vorbereitungszeit)

8. Kriterium: Investitionsbedarf

Kriterium 8 zielt auf den finanziellen Investitionsbedarf ab. Ein Produkt, das sehr viel Kapital bindet, macht den Markteinstieg für Neugründer nicht unbedingt einfach (Beispiel: Unser Waschsalon). Je mehr Geld du brauchst, desto weniger Punkte erhält deine Geschäftsidee bzw. dein Geschäftsmodell. (10 = niedrig, 1 = hoch)

9. Kriterium: Upsell Potenzial

Mit Upselling bringst du deine Kunden dazu, immer öfter bei deinem Unternehmen zu kaufen. Das erhöht sowohl den durchschnittlichen Bestellwert pro Kauf als auch die Häufigkeit, mit der sie kaufen. Das erlaubt dir besonders Kunden zu erreichen, die bereits bei deinem Unternehmen gekauft haben und daher leichter zu einem erneuten Kauf zu bewegen sind. Die Frage, die du dir nun in Bezug auf deine Geschäftsidee bzw. dein Geschäftsmodell stellen solltest, ist die folgende: Gibt es hier ein Upsell-Potenzial und warum könnte es für den Kunden Sinn machen, noch mehr bei dir zu kaufen? (10 = viele passende Zusatzprodukte, 1 = einzelnes Produkt)

10. Kriterium: Evergreen Potential

Könnte sich dein Produkt langfristig am Markt etablieren, weil es ein grundlegendes Problem löst, oder ist es eher ein Trend, der so schnell wieder weg ist, wie er gekommen ist? In letzter Zeit gab es einen großen Hype um Fidget Spinner. Diejenigen, die damals früh auf dem Markt waren und genügend Lagerbestände hatten, haben in dieser Zeit viel Geld verdient, aber der Hype ging so schnell, wie er kam. Eine Rückkehr ist auch deshalb unwahrscheinlich, weil es sich eher um ein Gimmick als um eine grundsätzliche Lösung für das Problem der Langeweile handelt. (10 = dauerhaft verkaufbar, 1 = Eintagsfliege)

Zu viel Konkurrenz für dein Geschäftsmodell?

Nachdem wir nun die 10 zentralen Kriterien für eine gute Geschäftsidee oder ein gutes Geschäftsmodell besprochen haben, kommen wir nun zu einem einschränkenden Missverständnis, das dafür sorgt, dass Ideen und Modelle, die eigentlich Potenzial haben, verworfen werden. Zunächst einmal sind viele Mitbewerber immer ein Indiz dafür, dass es einen Markt für diese Idee gibt. Das soll natürlich kein Aufruf dafür sein, blindlings ein durchschnittliches Produkt auf den Markt zu werfen, das sich nicht von der Konkurrenz abhebt. Vielmehr soll dieser Abschnitt darauf hinweisen, dass nur weil es bereits viele Menschen auf dem Markt gibt, dies automatisch bedeutet, dass es kein Verbesserungspotenzial mehr gibt. Außerdem hast du bereits den Beweis, dass es Kunden und Käufer in dieser Nische gibt. Nun haben wir Ihnen ein paar Kriterien an die Hand gegeben, um Ihr Geschäftsmodell zu bewerten. Jetzt bist du für die Umsetzung verantwortlich! Um dein Geschäftsmodell auszuwählen, solltest du dir zunächst einen Überblick verschaffen, welche Geschäftsmodelle derzeit erfolgreich sind. Wissenschaftler der Universität St. Gallen haben herausgefunden, dass es derzeit 55 Geschäftsmodelle gibt, die für die Mehrheit der Unternehmen funktionieren. Hier kannst du dir Inspiration holen. Aber denk daran: Nur Umsetzung bringt Umsatz.