Besonders im Businesskontext ist die Kommunikation eine Meta-Fähigkeit, an der jeder Unternehmer arbeiten sollte. Ob Gespräche mit Kunden, Mitarbeitern oder auch Geschäftspartnern und Investoren: Eine ungünstig überlieferte Information oder ein Missverständnis können kostspielig werden (nicht nur auf finanzieller Ebene).
Deshalb habe ich im Rahmen des Podcasts ein Interview mit Timo Eckhardt geführt, um aus seinem Wissen als systemischer Coach zu schöpfen, die häufigsten Kommunikationsfehler zu vermeiden und effektiver zu kommunizieren als 80 % der Bevölkerung.
Was sind die häufigsten Gründe, warum Kommunikation schief läuft?
Das Vier Ohren Modell oder auch die 4 Ebenen einer Nachricht genannt, ist ein Modell von Schulz von Thun, der ein Kommunikationsmodell erstellt hat, das vier mögliche “Seiten” einer Nachricht umfasst. Der Großteil menschlicher Fehlkommunikation kommt daher, dass der Sender und der Empfänger auf unterschiedlichen Ebenen kommunizieren.
Die 4 Ebenen der Kommunikation nach Schulz von Thun
Hier einmal ein Beispiel anhand des Satzes: Wir sind 2 Tage im Verzug bei unserem Projekt.
Auf der Sachebene werden primär Fakten und Daten vermittelt. Es wird auf die Frage: „Was?“ geantwortet.
Beispiel: Die Projektabwicklung verzögert sich um 2 Tage.
Auf der Ebene der Selbstoffenbarung, zeigst du deine impliziten Intentionen und Motive.
Beispiel: Ich bin mir unsicher, ob wir das Projekt rechtzeitig beenden können.
Im Rahmen der Beziehungsebene wird kommuniziert, was die Nachricht über die Beziehung von Empfänger und Sender offenbart wird.
Beispiel: Kann ich euch noch vertrauen, wenn ich mich nicht an eure Versprechen glauben kann?
Bei beinahe jeder Art der Kommunikation beabsichtigen wir etwas zu erreichen und unseren Gegenüber dazu bewegen etwas zu tun oder etwas zu verstehen. Das ist die sogenannte Appellebene.
Beispiel: Gebt Gas, damit das Projekt rechtzeitig und professionell beendet wird.
Wie du siehst, bergen diese verschiedenen Ebenen unter Umständen Konfliktpotenzial. Vielleicht war dein Ziel ganz neutral zu vermitteln, wie der aktuelle Stand der Dinge ist, um deine Geschäftspartner zu informieren (Sachebene), aber diese fühlen sich auf der Beziehungsebene angegriffen, weil sie denken, dass du ihnen nicht vertraust.
Die Macht des aktiven Zuhörens
Ich bin sicher, dass du weißt, dass das Zuhören wichtig ist, aber häufig vergessen wir, dass wir dadurch enorm schnell eine emotionale Verbindung zu unserem Gegenüber aufbauen können. Wenn wir die ganze Zeit darüber nachdenkst, was wir als nächstes sagen wollen anstatt zuzuhören, kann man uns den Mangel an Präsenz förmlich aus dem Gesicht ablesen. Präsenz ist nicht nur ein zentraler Eckpfeiler des effektiven Hörens, sondern auch der effektiven Kommunikation.
Es ist nicht ganz so einfach ist dem Impuls zu widerstehen, der wegen der Aufregung oder der Wut dessen kommt, was der Gegenüber sagt, aber gute Zuhörer wissen, dass es selten sinnvoll ist andere zu unterbrechen. Egal wie vorsichtig und warm die Unterbrechung ist, es bleibt ein Gefühl des Ärgers oder der Frustration darüber, dass es deinem Gesprächspartner nicht erlaubt war den Satz zu vervollständigen.
Die meisten Menschen freuen sich auf einen interessierten Zuhörer zu stoßen- besonders dann, wenn er dich ermutigt von dir selbst zu sprechen. Wir alle freuen uns wenn jemand anderes dieses Interesse an uns teilt. Es gilt also der Grundsatz: Um interessant zu sein müssen wir interessiert sein.
Weil die Fähigkeit des Zuhörens so wichtig ist, wird sie auch in zahlreichen Workshops und Büchern über „aktives Zuhören“ gelehrt. Und es ist nach wie vor ein guter Rat, aber eine Sache fehlt in der Rechnung: Authentizität. Das Problem: Es wird zwar gelehrt, was zu sagen und wie zu sitzen ist, aber das Herz des guten Zuhörens ist Authentizität.
Menschen „lesen“ nicht nur deine Worte und Haltung, sondern auch was in deinem Inneren los ist. Wenn dein Interesse nicht echt ist, werden die Worte unwichtig sein. Was fast unweigerlich mitgeteilt wird, ist, ob du neugierig bist, ob du dich wirklich um die andere Person kümmertest und für sie interessierst.
Man geht davon aus, dass 55 % der Kommunikation körpersprachlichen Ursprung hat, 38 % von der Stimmlage abhängt und nur 7 % vom eigentlichen Inhalt abhängt.
Nachfragen stellen
Du kennst es vielleicht aus deiner Kindheit, als du mit deinen Eltern im Auto saßt und gefragt hast: „Sind wir schon da?“ Du weißt, dass ihr noch nicht da seid und deine Eltern werden vielleicht sogar wütend reagieren. Aber warum ?
Das liegt daran, dass Aussagen häufig mehr als eine Ebene haben. Was du wirklich meintest, war „Mir ist langweilig- Ich wünschte, wir wären schon da.“ oder „Das ist eine lange Reise für mich.“ Was wir in diesem Moment eigentlich haben wollen, ist Verständnis für unsere Langeweile und unsere Emotionen.
Wenn deine Eltern diesen Teil der Nachricht verstehen, würden sie wahrscheinlich eine produktivere Antwort geben und dir mehr Empathie zeigen. Dies zeigt uns eine wichtige Regel über das Nachfragen auf: Wenn du keine Frage haben, versuche nicht eine Behauptung als Frage zu verkleiden. Das schafft eher Verwirrung und Groll, denn solche Fragen werden unweigerlich als sarkastisch angesehen, obwohl es nicht unbedingt deine Absicht war.
Eine sarkastische Frage kann sich sicherer anfühlen als unsere Gefühle zu teilen oder ehrliche Nachfragen zu stellen. Das könnte uns ja verletzlich machen. Aber diese Sicherheit ist eine Illusion, und wir verlieren mehr als wir gewinnen. Warum? Denn anstatt das Gefühl verstanden zu sein zu erschaffen, konzentriert sich die andere auf den Sarkasmus und den Angriff.
Die wahre Botschaft geht nicht durch, weil der Gegenüber von der Notwendigkeit abgelenkt wird, sich zu verteidigen. Diese Fragen entstehen aus der Intention, die andere Person zu überzeugen, dass du Recht hast und nicht aus dem Bedürfnis zu verstehen. Anstatt zuzuhören, denken wir darüber nach, was wir als nächstes sagen können.
Eine effektive Möglichkeit sind offene Fragen. Offene Fragen sind Fragen, die der anderen Person eine breite Bandbreite geben, wie sie antworten kann. So wird aus einer schwierigen Gesprächssituation mehr als eine bloße Befragung bestehend aus Ja/Nein- Fragen. Eine Frage nach mehr konkreten Informationen, um zu verstehen, woher die Schlussfolgerungen der anderen Person kommen und gegebenenfalls eine Lösung zu finden, ist zum Beispiel: „Was hast du versucht zu tun, um das Problem zu lösen?“
Paraphrasieren für eine klare Kommunikation
Die zweite Fertigkeit, die ein guter Zuhörer zum Gespräch mitbringt, ist paraphrasieren. Paraphrasierung ist, wenn du der anderen Person in deinen eigenen Worten, dein Verständnis von dem, was sie zuvor gesagt hat, wiedergibst. Paraphrasierung gibt dir zum einen die Chance dein Verständnis zu überprüfen. Häufig machen wir uns schwierige Gesprächssituationen nämlich härter als sie sein müssten, da ein wichtiges Missverständnis zwischen uns und der anderen Gesprächsperson besteht und solche Missverständnisse sind häufiger, als wir es uns vorstellen können.
Paraphrasierung gibt der anderen Person also die Chance zu sagen: „Nein, das ist nicht ganz das, was ich meinte. Was ich wirklich meinte, war. . . . “
Normalerweise ist der Grund, warum sich jemand in einem Gespräch wiederholt, weil sie keinen Hinweis haben, dass du tatsächlich verstanden hast, was sie gesagt haben. Wenn du also bemerkst, dass die andere Person immer wieder das Gleiche sagt, nimm es als ein Signal das Gesagte zu paraphrasieren, damit die andere Person sich verstanden fühlt. Sobald sie selbst gehört und verstanden wurden, ist es deutlich wahrscheinlicher, dass sie dir zuhören.
Wenn du ein guter Zuhörer bist, hast du bereits eine der wichtigsten Grundlagen der Kommunikation gelernt.
Sympathie durch Kommunikation aufbauen
Stell dir einmal folgende Situation vor:
Du bist auf einem Unternehmertreffen, um dein Netzwerk. Du sitzt mit acht Personen an einem Tisch. Alle reden über Networkmarketing und ihre MLM-Systeme. Du denkst dir: „Ich haue besser ab, bevor jemand versucht mich ab zu werben.“
Doch plötzlich erzählt ein junger Mann von seinem Unternehmen, das zufällig in der gleichen Branche, wie dein Unternehmen ist. Du bist erleichtert und überglücklich, weil der Zufall dir eine Rechtfertigung dafür geliefert hat, mit ihm zu sprechen. Ihr habt etwas gemeinsam und versteht euch auf Anhieb.
Aber warum ?
Wenn wir glauben, dass jemand uns ähnlich ist, funktioniert es, wie ein sozialer Magnet. Nicht umsonst heißt es im Englischen: I like you! (Ich mag dich!) und I am like you! (Ich bin wie du!). Wir fühlen uns in der Gegenwart solcher Menschen wohl, bei denen wir das Gefühl haben, sie schon länger zu kennen. Auch da gibt es im Englisch ein passendes Wort: „familar“. Darin steckt nicht umsonst das Wort Familie.
Wenn wir mit Menschen übereinstimmen, bestätigen wir ihren Blick auf die Welt und das fühlt sich für sie gut an. Die Menschen verknüpfen dann also die guten Gefühle mit dir. Deshalb ist das Synchronisieren so wichtig, wenn man gezielt eine Beziehung knüpfen möchte. Wenn wir sagen: „Ich mag dich“, dann meinen wir eigentlich: „Ich bin dir ähnlich“. Wenn wir gezielt eine Beziehung knüpfen möchten, dann warten wir nicht hoffnungsvoll darauf, dass wir zufällig etwas mit unserem Gesprächspartner gemeinsam haben.
Wir übernehmen aktiv seine Körpersprache, seinen Tonfall und seine Worte. Wir wissen, dass wir unser ganzes Leben lang unbewusst emotionales Feedback der Menschen, die uns beeinflusst haben – Eltern, Familienmitglieder, Lehrer und so weiter – synchronisiert haben. Deshalb ist es gar nicht schwer und nur natürlich, dass wir das Verhalten anderer synchronisieren, damit sie sich in unserer Gegenwart wohl fühlen.
Effektive Kommunikation ist eine sehr unterschätzte Metafähigkeit, die in den Werkzeugkasten jedes Unternehmers gehört
Timestamps
[00:00]-[02:30] Intro + Begrüßung
[02:31]-[06:54] Die ersten Schritte
[06:55]-[10:41] Das Vier-Seiten-Modell von Friedemann Schulz von Thun
[10:42]-[14:57] Sympathie erzeugen durch bessere Kommunikation
[14:58]-[17:22] Große Kommunikationsfehler vermeiden
[17:23]-[22:54] Die effektivsten Führungsstile
[17:23]-[27:10] Das Vakog-Modell und die Kunst Sympathie zu schaffen
[27:11]-[29:00] Weitere Ressourcen
[29:01]- [31:15] Verabschiedung und Outro
Sascha und Timo haben sich im September 2015 auf einem Seminar für Persönlichkeitsentwicklung (NLP) kennengelernt. Die Beiden teilten ihre Interessen für Themen wie: (nonverbale) Kommunikation, Bewusstsein/ Unterbewusstsein usw.
Aus diesem Grund starteten sie einen Youtube-Channel zu diesen Themen – leider mit mäßigem Erfolg.
Mit dem Mediumwechsel von Youtube zum Podcasting und der strategischen Neuausrichtung gelang ihnen der Durchbruch.
Ende April 2016 launchten Sascha und Timo den Digitale Nomaden Podcast und schossen schon nach wenigen Wochen in die Top 10 der iTunes-Charts. Gerade wurden die Beiden für den Podcast des Jahres nominiert und haben seit ihrem Start über eine Million Podcast-Plays erreicht.
Sie veröffentlichen jede Woche Interviews mit ortsunabhängigen Unternehmern und berichten von ihrem eigenen Weg ins Digitale Nomadentum.
Sascha arbeitet aktuell im öffentlichen Dienst. Jedoch hat er seine Arbeitszeit halbiert, um weiter das eigene Business zu pushen. Er ist Fachinformatiker, Rettungsassistent, zertifizierter Hypnosecoach und Moderator der DNX 2017 (Digitale Nomaden Konferenz).
Timo war nach seinem Abitur Backpacker in Neuseeland, hat Soziologie und BWL studiert und ist systemischer Coach. Während seines Studiums arbeitete er im Bereich Team- und Führungskräftetrainings als Trainer und Coach.