Wie schafft man es 107 Milliarden US Dollar Umsatz in einem Jahr zu erzielen?

Diese Frage habe ich mir auch gestellt und da ich dieses Ziel leider selbst noch nicht ganz erreicht habe – habe ich mir das Unternehmen Amazon einmal genauer angesehen. Die haben im letzten Jahr nämlich nicht nur einen Umsatz von 107 Milliarden erzielt, sondern sind gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent gewachsen.

Und wenn ein Unternehmen solche Ergebnisse erzielt, macht es einiges richtig!
Deshalb habe ich mich gefragt, was wir von Amazon nun lernen und vor allem für unser eigenes Unternehmen umstetzen können.

Vorab: Die Quintessenz von Amazons Mission lautet:

„Das weltweit am Kunden orientierteste Unternehmen mit dem größten Sortiment der Welt zu sein.“

 

Wie sie das schaffen wollen und bereits geschafft haben, erfährst du in dieser Podcast-Folge. Wie immer gibt es praktische Tipps die du für dein Unternehmen anwenden kannst – damit wir bald auch über dich und dein 100 Milliarden Dollar Unternehmen berichten dürfen.

Die Timestamps der Podcastepisode:

[3:18] Hervorragender Kundenservice

[7:30] Außerordentliche Logistikleistungen

[10:50] Unternehmenskultur und Werte

[14:16] Langfristiges Denken und wie DU richtig investierst

[36:20] Razor and Blade

[38:20] Fehlerkultur und der Just-Do-It-Award

[40:38] Innovationen und ein Blick in die Zukunft

[52:05] Fun Facts

Lass uns das Ganze noch einmal etwas genauer betrachten. Was macht Amazon konkret anders und besser um an der Spitze zu stehen?

Erfolgsfaktor #1: Amazons einzigartiger Kundenservice

Amazon führte sehr früh trotz Kritik der meisten Verlage Kundenrezensionen ein. Auch wenn es kurzfristig zum Teil einige Verkäufe weniger bedeuten sollte, baute Amazon damit Vertrauen bei den Kunden auf. Langfristig dagegen war es für Amazon ein großer USP (unique selling point) und legte die Grundlagedafür, dass Amazon nun die Anlaufstelle Nummer 1 für die Recherche nach physischen Produkten ist.

Ein weiterer Meilenstein in der Erfolgsgeschichte Amazons war die Tatsache, dass auch Privatpersonen die Möglichkeit hatten (gebrauchte) Produkte anzubieten. Obwohl dieser Schachzug von außen sehr umstritten gesehen wurde, verhalf es Amazon am Ende des Jahres 2010 zu 35% des Umsatzes.

Du siehst also, dass Amazon nicht nur davon redet das größte Produktsortiment zu haben und den besten Kundenservice zu liefern, sondern alle Hebel in Bewegung setzt um seinen Werten gerecht zu werden.

Jeff Bezos(Gründer von Amazon) als unkonventioneller Denker war sich bewusst, dass sich in den nächsten Jahren aufgrund der Dynamik des viel ändern würde und stellte sich die Frage, was in dieser schnellen Zeit gleich bleiben wird.

Er kam zum Ergebnis, dass die Kunden immer ein möglichst verlässliche und schnelle Lieferung bevorzugen würden. So steckte Amazon Unmenge an Geld in den Aufbau von Infrastruktur und Logistikzentren, sodass Amazon die ersten Jahre keine schwarzen Zahlen schrieb. Der nächste Erfolg Amazons war verbucht und heute ist Amazon für seine schnelle Lieferung bekannt.

Auch die Produktempfehlungen bzw. die relevanten Angebote unter dem Listing dienen nicht nur dazu den Kunden dazu anzuregen mehr zu kaufen, sondern sie sollen ihm auch das bestmögliche Kauferlebnis liefern.

Wenn ich beispielsweise eine Hühnerwarnweste kaufen will( es gibt wirklich alles bei Amazon), kann ich, wie bei den empfohlenen Produkten angezeigt, noch schnell das gigantische lebensgroße Nashorn in den Warenkorb legen.

Warum ist amazon so erfolgreich?

 

Zum Leidwesen für Amazonhändler wie mich macht Amazon auch bei den Retouren keine Ausnahme, was den Kundenservice angeht. Im Regelfall wird immer für den Kunden entschieden und gegen den Verkäufer. So kann eine hohe Retourenrate vorübergehend zur Sperrung des Amazonaccounts führen.

Erfolgsfaktor #2: Amazons einzigartige Unternehmenskultur

Neben dem überragenden Kundenservice ist auch die Unternehmenskultur ein Faktor für Amazons Erfolg. Einige Vorgehensweisen sind zugegebenermaßen ungewöhlich, aber ein Umsatz von über 100 Milliarden gibt Bezos Recht.

Beispielsweise werden bei den Meetings nie Präsentationen gehalten. Mitarbeiter müssen dagegen ihre Punkte auf 6 Seiten Fließtexten ausführen, die dann von den anderen Teilnehmern des Meetings gelesen werden- egal wie lange das dauert. Bezos verspricht sich davon, dass die Mitarbeiter ihr eigenen Ideen kritisch hinterfragen und vorstellen können.

Die nächste amazoninterne Regel ist die Regel des Zwei-Pizzenteams. Das bedeutet, dass kein Team bei Amazon so groß sein darf, dass man es nicht mit 2 Pizzen satt bekäme. Das Ziel dahinter ist das flexible und autonome Arbeiten der Teams. Wenn sie die Regel wörtlich nehmen würden, würde ich ein eigenes Team bilden. Zwei Pizzen verdrücke ich doch ohne Probleme alleine.

Ein weiterer Punkt in Amazons Unternehmerkultur ist die datengetriebene Analyse aller Entscheidungen. Bezos ist sich sicher: Zahlen lügen nicht. Gerade deshalb legt er auf die datengetriebene Vorgehensweise so viel Wert.

Bezos ermutigt die Mitarbeiter sogar Risiken einzugehen und Fehler zu machen. Innerhalb von Amazon werden Fehler nicht als negativ angesehen, sondern als essentiell für den Fortschritt. So gibt es bei Amazon den sogenannten „Just do it – Award“ für einen Mitarbeiter, der versucht hat etwas Bemerkenswertes umzusetzen, auch wenn es nicht erfolgreich ist.

Erfolgsfaktor #3: Langfristiges Denken

Viele Jahre schrieb Amazon trotz enormem Wachstums wegen aggressiver Investitionen in Infrastrukturen und Logistiksysteme rote Zahlen , sodass Investoren schon schwitzige Hände bekamen. Bezos war sich jedoch sicher, dass diese Investionen langfristig Früchte tragen würden und zu enormen Wachstum führen würden. Er sollte Recht behalten.

Auch auf der Mikroebene führt Amazon immer wieder kleine Tests durch, die kurzfristig Zeit und Geld kosten, aber langfristig einen höheren costumer lifetime value schaffen-kurzum mehr € pro Kunde. Splittests im Frontend, Tracking des Kaufverhaltens und ein ausgefeiltes und gut honoriertes Patnerprogramm sind daher fester Bestandteil.

Amazon hat sich im Verlauf der Zeit von einem Marktplatz mit dem Fokus auf den Buchhandel zusätzlich noch zu einer Suchmaschine entwickelt und hat neben einem riesigen Markteinteil auch sehr viel Traffic, der Amazon als erste Anlaufstelle für den Kauf von physischen Produkten benutzt.

Zu Beginn verlor er bei dem Kauf jeden E-Books 5 Dollar, weil er sie wie die gedruckten Bücher für einen Standardpreis von 9,99 anbieten wollte => Ziel : Amazon als Anlaufstelle Nummer 1 für E-books => später Milliardenerfolg mit Kindle

Jeff Bezos hat neben den oben genannten Punkten unter anderem auch durch das Prime-Programm, das Retargeting per E-Mail und das jahrelange Sammeln von wertvollen Daten dafür gesorgt Nummer 1 im Kopf des Kunden zu werden, wenn es um den Onlinekauf geht.

Erfolgsfaktor #4: Innovationen

Amazon schreckt nicht davor zurück Neues auszuprobieren und Innovationen einzuführen- auch wenn diese nicht immer erfolgreich sind.

Amazon auctions ist beispielsweise eins dieser gescheiterten Projekte. Es war der Versuch mit Ebay auf Grundlage eines Auktionscenters zu konkurrieren. Dies schlug jedoch fehl und wurde ziemlich schnell wieder eingestellt.

Aber wir wollen doch nicht die herausragenden Innovationen verschweigen, die Amazon im Verlauf der Jahre hervorgebracht hat.

Einer der größten Durchbrüche und Conversionbooster war wohl das so genannte One-Clickkauf, das Amazon mittlerweile patentiert hat. Mit diesem hat man die Möglichkeit mit nur einem Klick bequem zu bestellen, da die Kreditkarte hinterlegt ist.
Wenn du es noch bequemer haben möchtest, gibt es die Möglichkeit mit dem Dashbutton noch bequemer zu bestellen, da noch nicht mal ein Gerät mit Internetverbindung benötigt wird.

Des Weiteren bietet Amazon weitreichend unter dem Namen AWS(amazon web services) auch cloud computing service an. Dieses Angebot nutzen sogar die NASA und die CIA, die sich bei Amazon Rechenleistung und Speicherplatz kaufen.

Amazon sieht, wie wir bei dem Beispiels gesehen haben, geschickt Trends voraus. So hat Amazon auch den Hörbuchmarkt mit der angekauften Tochterfirma Audible auf den Kopf gestellt, mit Prime Instant Video einen Netflix-Konkurrenten und mit Amazon Instant Music einen Spotify-Konkurrenten geschaffen.

Auch aktuell macht Amazon den Markt wieder dem Echo Dot Alexa unsicher. Initiativen wie Amazon GO haben sogar das Potenzial Offline-Shopping-Erfahrungen komplett neu zu definieren.

Amazon testet auch immer wieder, wie Drohnen in der Zukunft zum Ausliefern von Paketen genutzt werden könnten. Wir können also gespannt sein, was Jeff Bezos und sein Team sich noch einfallen lassen.

Wissenswertes über Amazons Erfolg

Wusstest du schon? Das Amazon-Logo gleicht einem Lächeln. Der nach oben gerichtete Pfeil wird von Kunden unterbewusst wahrgenommen und löst unterbewusst ein positives Gefühl aus. Das Ganze kann durch die Augenbewegungen der Kunden- das so genannte „Eyetracking” – verfolgt werden.

Auch beiAmazon war nicht immer alles rosig. In einer Krisenzeit übernahm Amazon den Versand des Spielzeuggigantens Toys R US und multiplizierte Verkäufe. Dies konnte nur umgesetzt werden, da Amazon eine hervorragende Vorarbeit
in Bezug auf Logistikzentren und Vertriebswege geleistet hat.

Auch wissenswert ist die Tatsache, dass Amazon nicht als Onlinestore für alles gestartet ist, sondern durch eine gute Positionierung und einen spitzen Markteinstieg( zunächst nur Bücherverkauf) eine Nische ausgewählt hat.

Jeff Bezos hat anscheinend seine Hausaufgaben gemacht und sich die Pocastepisode des Unternehmerkanals zu den unveränderlichen Gesetzen des Marketings angehört.

Mach es wie Jeff Bezos und höre einmal rein.
Weitere Informationen findest du in den Büchern:

Was hat Amazon noch gut gemacht? Haben wir etwas vergessen ? Schreib es in die Kommentare!