Was haben Taschentücher von Tempo, Wattestäbchen von Q-Tip oder Hilti gemeinsam? Sie haben alle den Begriff ihrer jeweiligen Gattung geprägt und stehen synonym für die gesamte Produktkategorie. Im Folgenden betrachten wir, wie die strategische Ausrichtung von Hiltis Geschäftsmodell-Komponenten – von Schlüsselpartnern über Ressourcen bis hin zum Wertversprechen – maßgeblich zum Erfolg beigetragen hat.
Zudem liegt der inhaltliche Fokus dieses Artikels auf den Wertangeboten und der Bedeutung von Inhalt für Kundenbindung und Monetarisierung. Darüber hinaus analysieren wir, wie gesellschaftliche und technologische Entwicklungen das Hilti Geschäftsmodell geprägt und transformiert haben. In diesem Artikel schauen wir uns das Hilti Geschäftsmodell genauer an und analysieren die Erfolgsfaktoren, die das Unternehmen in seinem Bereich so dominant gemacht haben.
Hilti heute: Zahlen und Fakten
Das Unternehmen wurde 1941 in Schaan, Liechtenstein, gegründet – ein kleines Unternehmen in einem noch kleineren Land. Das Fürstentum Liechtenstein bot dabei den historischen und politischen Kontext für die Gründung von Hilti.
Heute hat sich das Ganze jedoch grundlegend gewandelt. Liechtenstein ist immer noch klein, das Unternehmen ist aber riesig:
Die weltweite Reichweite und Bedeutung von Hilti machen das Unternehmen zu einem der wichtigsten Akteure der Bauindustrie auf der ganzen Welt.
Umsatzverteilung: Mehr als nur Elektrowerkzeuge
Entgegen der landläufigen Meinung machen Elektrowerkzeuge nur etwa 35% des Umsatzes aus. Die Verteilung sieht folgendermaßen aus:
Das umfassende Portfolio von Hilti bietet innovative Lösungen und Produktfamilien für unterschiedlichste Bauherausforderungen. Hilti bietet vieles mehr als nur Elektrowerkzeuge und deckt mit seinem breiten Angebot zahlreiche Anwendungsbereiche ab.
Das Hilti Geschäftsmodell: Die vier Säulen des Erfolgs
Das Hilti Geschäftsmodell basiert auf vier zentralen Säulen, die strategisch miteinander verzahnt sind. Eine besondere Stärke liegt in der Kombination verschiedener Geschäftsmodelle und Einnahmequellen, wie etwa digitaler Transformation, Abonnement-Services und Direktvertrieb, um eine nachhaltige Monetarisierung und Kundenbindung zu erreichen.
Darüber hinaus dient das Hilti Geschäftsmodell branchenübergreifend als Vorbild, da ähnliche Plattformgeschäftsmodelle in unterschiedlichen Branchen wie Stahlhandel, Immobilienwirtschaft, Recruitment und Kommunikation erfolgreich adaptiert werden.
1. Direktvertrieb
Von den 30.000 Mitarbeitern arbeiten ungefähr 15.000 im Direktvertrieb – das entspricht 50% der gesamten Belegschaft. Diese Fokussierung auf den direkten 1-zu-1-Kundenkontakt ist eine der wichtigsten strategischen Entscheidungen des Unternehmens. Effiziente Vertriebsprozesse sind dabei entscheidend, um im Direktvertrieb schnell und flexibel auf Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Der Direktvertrieb wird als Prozess gestaltet, der die Kundenbeziehung kontinuierlich optimiert und so eine hohe Kundenzufriedenheit sicherstellt.
Vorteile für den Kunden:
Vorteile für Hilti:
2. Fleet Management – Das Abo-Modell
Mit dem Fleet Management hat Hilti ein innovatives Geschäftsmodell in der Bauindustrie etabliert, das Unternehmen und Handwerkern eine völlig neue Art der Nutzung von Werkzeugen und Geräten ermöglicht. Anstatt Werkzeuge und Geräte zu kaufen, können Kunden diese für eine feste monatliche Gebühr über einen definierten Zeitraum mieten.
Dieses Abo-Modellhttps://unternehmerkanal.de/podcast/mehrwert-schaffen/ bietet maximale Flexibilität und Planungssicherheit: Unternehmen erhalten stets moderne, leistungsfähige Werkzeuge und Geräte, ohne sich um Wartung, Reparatur oder Ersatz kümmern zu müssen.
Die Wartung der gemieteten Geräte ist im Servicepaket enthalten – so bleibt der Maschinenpark immer einsatzbereit und Ausfallzeiten werden minimiert. Für Unternehmen bedeutet das eine effiziente Lösung, die nicht nur Kosten kalkulierbar macht, sondern auch die Produktivität auf der Baustelle steigert.
Hilti übernimmt die Verantwortung für die Funktionsfähigkeit der Werkzeuge und sorgt mit schnellen Austausch- und Reparaturservices dafür, dass Kunden sich voll auf ihre Projekte konzentrieren können. Das Fleet Management ist damit ein Paradebeispiel für kundenorientierte Innovation und ein zentraler Bestandteil des Hilti Geschäftsmodells.
3. Innovation als Dauerfokus
Obwohl Hilti bereits in vielen Kategorien Marktführer ist, investiert das Unternehmen weiterhin 6% des Jahresumsatzes in Forschung und Entwicklung. Neue Technologien spielen dabei eine zentrale Rolle bei der Entwicklung innovativer Produkte, die Effizienz und Sicherheit in der Bauindustrie steigern.
Die Digitalisierung wird gezielt genutzt, um Geschäftsprozesse zu optimieren und kontinuierliche Innovationen voranzutreiben. Ein wichtiger Bestandteil der Innovationsstrategie ist zudem die Entwicklung und Integration hochpräziser Messgeräte, die für exakte Bau- und Installationsarbeiten unerlässlich sind. Darüber hinaus setzt Hilti auf Minimum Viable Products (MVP), um neue Innovationen schnell am Markt zu testen und weiterzuentwickeln. Das Ergebnis:
4. Service und digitale Lösungen
Mit 15% Umsatzanteil (und steigend) bilden digitale Lösungen einen wichtigen Pfeiler des Hilti Geschäftsmodells. Diese Lösungen integrieren verschiedene Systeme, um umfassende und effiziente Abläufe auf Baustellen zu ermöglichen. Digitale Lösungen sind für die Bauindustrie und Bauprojekte von zentraler Bedeutung, da sie die Produktivität und Sicherheit im Bauwesen steigern.
Zudem werden E-Mail-Benachrichtigungen genutzt, um Kunden über Serviceleistungen, Vertragsinformationen und Geräteaufrüstungen zeitnah zu informieren:
Das Hilti Geschäftsmodell im Business Model Canvas
Das Hilti Geschäftsmodell lässt sich hervorragend mit dem Business Model Canvas abbilden und zeigt, wie durchdacht die einzelnen Bausteine ineinandergreifen.
Kundensegmente: Hilti richtet sich gezielt an verschiedene Kundengruppen innerhalb der Bauindustrie – von großen Bauunternehmen über spezialisierte Handwerksbetriebe bis hin zu Industrieunternehmen. Jedes Segment profitiert von maßgeschneiderten Lösungen, die auf die jeweiligen Anforderungen zugeschnitten sind.
Wertangebote: Im Mittelpunkt stehen hochwertige Werkzeuge, innovative Geräte und umfassende Dienstleistungen, die den Arbeitsalltag auf der Baustelle erleichtern. Neben dem Verkauf von Produkten bietet Hilti auch digitale Services, Wartung und flexible Nutzungskonzepte wie das Fleet Management an – alles mit dem Ziel, den Kunden einen echten Mehrwert zu bieten.
Kanäle: Der Vertrieb erfolgt über verschiedene Kanäle: Direktverkauf durch eigene Außendienstmitarbeiter, digitale Plattformen und spezialisierte Handelsvertreter. So stellt Hilti sicher, dass Kunden die Produkte und Dienstleistungen auf dem für sie bequemsten Weg erhalten.
Kundenbeziehungen: Enge, langfristige Kundenbeziehungen sind ein zentrales Element des Hilti Geschäftsmodells. Persönliche Beratung, schneller Service und individuelle Betreuung sorgen dafür, dass Kunden sich auf Hilti als zuverlässigen Partner verlassen können.
Einnahmequellen: Die Umsätze generiert Hilti nicht nur durch den klassischen Verkauf von Werkzeugen und Geräten, sondern auch durch innovative Dienstleistungen wie Wartung, Reparatur und flexible Nutzungskonzepte. So entsteht ein nachhaltiges, zukunftsfähiges Geschäftsmodell, das auf wiederkehrende Einnahmen setzt.
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Schlüsselpartner, Schlüsselaktivitäten und Schlüsselressourcen
Um seine führende Rolle in der Branche zu behaupten, setzt Hilti auf ein starkes Netzwerk von Schlüsselpartnern. Dazu zählen ausgewählte Lieferanten, die für die hohe Qualität der Werkzeuge und Geräte sorgen, sowie Handelsvertreter und spezialisierte Dienstleister, die den Vertrieb und Service unterstützen.
Die wichtigsten Aktivitäten im Unternehmen sind die kontinuierliche Entwicklung und Produktion innovativer Werkzeuge und Geräte, die Bereitstellung von Wartungs- und Reparaturdienstleistungen sowie die Umsetzung digitaler Lösungen für die Bauindustrie.
Als Schlüsselressourcen gelten vor allem die engagierten Mitarbeiter, die modernen Produktionsanlagen und die starke Marke Hilti. Diese Ressourcen ermöglichen es dem Unternehmen, stets neue Innovationen auf den Markt zu bringen und die hohen Erwartungen der Kunden zu erfüllen.
Wertangebote und Kundensegmente
Hilti überzeugt seine Kunden mit einer breiten Palette an Wertangeboten, die weit über den reinen Verkauf von Werkzeugen und Geräten hinausgehen. Im Fokus stehen Lösungen, die die Produktivität und Sicherheit auf der Baustelle erhöhen – von robusten Geräten über intelligente Messsysteme bis hin zu umfassenden Wartungs- und Serviceleistungen.
Die wichtigsten Kundensegmente sind Bauunternehmen, Handwerksbetriebe und Industrieunternehmen, die auf zuverlässige, leistungsstarke Werkzeuge und einen erstklassigen Service angewiesen sind. Mit maßgeschneiderten Dienstleistungen und innovativen Produkten schafft Hilti für jede Zielgruppe einen spürbaren Mehrwert und festigt so seine Position als unverzichtbarer Partner in der Bauindustrie.
Erfolgsfaktoren des Hilti Geschäftsmodells
Kundennähe als DNA
Die extreme Fokussierung auf Kundennähe durchzieht das gesamte Hilti Geschäftsmodell. Der Kunde steht dabei im Mittelpunkt aller Aktivitäten, sodass die Ausrichtung des Geschäftsmodells gezielt auf die Bedürfnisse und den Mehrwert für den Kunden erfolgt. Durch den Direktvertrieb erhält das Unternehmen kontinuierlich wertvolles Feedback, das direkt in die Produktentwicklung einfließt. Diese Verbindung zwischen Vertrieb und Innovation ist ein Schlüsselfaktor für den Erfolg.
Unternehmenskultur als Wettbewerbsvorteil
Das Mitarbeiterengagement liegt bei überdurchschnittlichen 86%. Dies liegt daran, dass:
Der Autor hebt in seiner Analyse besonders hervor, wie die Unternehmenskultur bei Hilti durch das Wirken und die Werte des Unternehmers geprägt wurde.
Langfristiges Denken
Als Familienunternehmen (Martin Hilti Family Trust) kann sich Hilti langfristige Strategien erlauben, ohne kurzfristigem Quartalsdruck zu unterliegen. Dies ermöglicht:
Learnings für Unternehmer: Was Sie vom Hilti Geschäftsmodell lernen können
1. Langfristiges Denken etablieren
Überprüfe deine Abhängigkeiten: Welche Faktoren zwingen dich zu kurzfristigem Denken? Wo kannst du dich unabhängiger machen, um langfristig sinnvolle Entscheidungen zu treffen?
2. Direkten Kundenkontakt als Wettbewerbsvorteil nutzen
Frage dich:
3. In Unternehmenskultur und Mitarbeiter investieren
Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels ist die Investition in Mitarbeiter entscheidend:
4. Kundenorientierte Innovation vorantreiben
Dein Unternehmen muss nicht erfolgreich werden – Deine Kunden müssen es werden. Überlege:
5. Geschäftsmodell kontinuierlich weiterentwickeln
Das Hilti Geschäftsmodell zeigt, dass erfolgreiche Unternehmen bereit sind, bewährte Ansätze zu hinterfragen. Nutze Tools wie das Business Model Canvas, um verschiedene Geschäftsmodellvarianten zu testen.
6. Differenzierung statt Preiskampf
Hilti ist selten der günstigste Anbieter, aber oft der Qualitätsführer. Frage dich:
Internationalisierung: Globaler Erfolg durch lokale Anpassung
Das Hilti Geschäftsmodell funktioniert auch international, weil das Unternehmen den richtigen Mix gefunden hat:
Auch in Schwellenländern mit starker Bautätigkeit konnte Hilti erfolgreich expandieren – nicht durch Preisdumping, sondern durch Differenzierung über Produkt, Geschäftsmodell und Zusatzlösungen.
Fazit: Das Hilti Geschäftsmodell als Blaupause für Erfolg
Das Hilti Geschäftsmodell zeigt, wie ein Unternehmen durch konsequente Kundenorientierung, innovative Geschäftsmodelle und langfristiges Denken zur Marktlegende werden kann. Die zentralen Erkenntnisse:
Kundennähe als DNA: Alles dreht sich um den Kunden und seine Bedürfnisse.
Serviceorientierung und Geschäftsmodell-Innovation: Vom reinen Produktverkauf hin zum Servicepartner.
Unternehmenskultur als Erfolgsfaktor: Mitarbeiter, die sich vollständig mit dem Unternehmen identifizieren.
Differenzierungsstrategie: Qualität und Service statt Preiskampf.
Direkter Kundenkontakt: Die wichtigste strategische Ressource des Unternehmens.
Das Hilti Geschäftsmodell beweist: Langfristig denken und nachhaltig handeln führt zu dauerhaftem Erfolg. Die Prinzipien lassen sich auf Unternehmen jeder Größe übertragen – von der kleinen Handwerksfirma bis zum internationalen Konzern.