[Lesezeit 6 Minuten] Heute haben wir für euch Bastian Kunkel von Versicherungen mit Kopf interviewt, der nämlich nicht nur mit Versicherungen sondern auch mit Toilettenaufklebern sein Geld verdient. Wie es dazu gekommen ist und was du von ihm lernen kannst erfährst du in diesem Artikel.

Background-Story

Basti hat Ende 2014 zusammen mit einem Freund das Unternehmen Peesign gegründet.  Peesign bedeutet frei übersetzt so viel wie Pinkelzeichen und genau die verkauft das Unternehmen: Die beiden verkaufen nämlich Aufkleber für das Urinal. Das besondere daran ist, dass wenn der Mann daraufe pinkelt erscheint eine Botschaft die zuvor noch nicht da war. Hier ein Beispiel:

Dabei reicht die Bandbreite an Botschaften, welche nach ca. 10 Sekunden wieder verschwinden, von Texten über Bilder bis hin zu Logos von Unternehmen.

Wer mit so einer verrückten Idee Geld verdienen kann, hat bestimmt schon so einiges als Unternehmer gelernt und die Top sechs Learnings aus dem Interview mit Bastian Kunkel erfährst du in diesem Artikel.

 

Learning #1:  Auch wenn deine Geschäftsidee noch so verrückt ist oder dir aktuell die Möglichkeiten fehlen sie umzusetzen, solltest du sie auf kein Fall verwerfen.

Wenn du jemandem erzählst, dass du mit Toilettenaufklebern ein Unternehmen aufziehen willst, wird er dich erst einmal für verrückt halten. Doch genau das haben Basti und sein Kollege erreicht und zwar einfach deshalb, weil sie diese verrückte Idee nicht einfach verworfen sondern sie sogar noch umgesetzt haben.

Auch wenn du einen Geschäftsidee hast die entweder enorm verrückt ist oder eine die du aktuell aufgrund von Zeit, Geld oder einem fehlenden Mitgründer nicht umsetzen kannst, solltest du sie nicht gleich verwerfen sondern zumindest aufschreiben.

Praktischer Tipp: An deiner Stelle würde ich sofort eine Liste anlegen, in die du immer alle Ideen aufschreibst, die dir während dem Tag so in den Kopf kommen. Das hilft zum einen dazu, dass du die Ideen nicht immer mit dir herumträgst wenn du dich auf andere Dinge konzentrieren sollst und zum anderen gibt einem so ein großes Repertoire an Ideen auch immer ein wenig Sicherheit. Ich habe beispielsweise hunderte von Ideen auf meiner Evernote-Liste und würde alles was ich aktuell mache zusammenbrechen könnte ich morgen sofort mit der nächsten Idee anfangen.

 

Learning #2: Nur weil du einen Online-Shop und die Produkte hast, heißt das noch nicht, dass du auch Umsätze erwirtschaftest.

Dieses Learning mussten sich Basti und sein Kollege hart erarbeiten, da haben sie ihren Shop gebaut hatten die ersten Sticker  und es konnte los gehen, aber das tat es nicht. Tatsächlich haben die beiden im ersten Monat sage und schreibe einen Aufkleber verkauft.

Deshalb ist es immer intelligent vor Start des Verkaufs ein wenig Aufmerksamkeit zu erzeugen, so dass es auch beim Launch schon einige Kunden gibt die das Produkt bestellen.

Praktischer Tipp: Ermögliche es schon vor dem Start Vorbestellungen bei dir abzugeben so dass du gleich testen kannst ob Leute deine Idee nur cool finden oder dein Produkt auch wirklich kaufen würden.

Umsetzung: Es gibt etliche Wege um Besucher auf deinen Online-Shop zu bekommen, einige bezahlst du durch deine investierte Zeit, andere kannst du mit Geld bezahlen. Ein Beispiel für „kostenfreien“ Traffic wäre SEO, also Suchmaschinenoptimierung. Ein gutes SEO-Tutorial auf Deutsch haben wir bereits für dich aufgenommen. Im Bereich der bezahlten Werbung, also „Paid traffic“ könnte man etliche Wege aufzeigen, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Ein guter Beginn wäre für viele unserer Leser sich mit unseren Facebook Werbung Tutorials zu beschäftigen, und so relevante Nutzer auf ihre Webseiten zu bekommen.

 

Learning #3: Lass die Kunden entscheiden was sie haben wollen.

Am Anfang haben Basti und sein Kollege 12 Peesigns drucken lassen wobei sie die Designs mit ihren Freunden entworfen haben. Einige dieser Sticker gibt es selbst heute noch, aber andere waren totale Fehlgriffe.

Deshalb macht es immer Sinn potentielle Kunden zu befragen  und beispielsweise Umfragen mit einigen Designs erstellen umso herauszufinden was den Kunden am besten gefällt. Auch als Hendrik das erste Mal Frauenhosen entworfen hat, hatte er natürlich keine Ahnung was den Frauen am besten gefällt. Also hat er einfach ein paar Designs anfertigen lassen und dann mögliche Kundinnen gefragt was ihnen am besten gefällt.

Wichtig dabei ist auch immer die Idee bei der richtigen Zielgruppe zu testen. So macht es beispielsweise wenig Sinn ein reines Frauenprodukt in der Unternehmerkanal-Community bei Facebook zu testen, denn selbst wenn man in der Gruppe viele Leute erreichen kann, sind diese Leute und ihre Meinung nicht interessant.

Praktischer Tipp: Teste vor dem Start dein Produkt mit Umfragen oder mache Split-Tests mit verschiedenen Produktvarianten. Beachte dabei allerdings immer, dass die Leute die du befragst auch zu deiner potentiellen Kundengruppe gehören.  Beachte außerdem noch, nicht nur Freunde oder Verwandte zu befragen, da diese oft verfälschte Meinungen abgeben weil sie dich nicht verletzen wollen. Das ist zwar kurzfristig nett, langfristig kann es dich aber zu einer verfälschten Entscheidun führen – womit dir dann auch nicht geholfen ist.

Umsetzung: In der Vergangenheit haben wir uns sehr oft mit verschiedenen Methoden befasst, um Geschäftsideen strategisch zu testen. Als gesamten Prozess können wir dir das „Lean-Startup-Prinzip“ empfehlen, mit dem man seine Idee oder das angedachte Produkt schnell als Prototyp herstellen kann, es an bestehenden Kunden testen und dann gegebenenfalls anpassen kann. Wie das in der Praxis aussehen kann erfährst du in diesem Interview mit Manuel von dem App-Startup „Krittiq“. Wenn du deine Geschäftsidee bewerten möchtest, und herausfinden möchtest wie gut oder schlecht sie ist, erfährst du in diesem Video.

 

Learning #4: Kenne deine Kunden!

Beim Start von Peesign haben die beiden noch nicht so genau darüber Bescheid gewusst an wenn sie überhaupt verkaufen. Dabei wäre das sehr wichtig gewesen, denn es macht einen großen Unterschied ob man an Kunden im B2B Geschäft verkauft oder an Kunden im B2C Geschäft.

Diese Unterscheidung ist beispielsweise in Sachen Marketing ganz wichtig, denn an ein Unternehmen verkauft man ganz anders als an einen Privatkunden.

Peesign verkauft an beide Kundengruppen, allerdings haben die beiden zuerst keine Unterscheidung zwischen den beiden gemacht und ihr Marketing sehr stark auf Privatkunden ausgerichtet. Das hat dazu geführt, dass das B2B Geschäft welches bei Peesign die größten Potentiale bietet noch viel schwächer ausgeprägt ist als das B2C Geschäft.

Im B2B Geschäft gibt es noch große Potentiale, um die Produkte bspw. als Werbung zu verwenden. Genau das war auch die Business-Idee hinter dem Effekt, also egal was da erscheint wenn man auf den Sticker pinkelt, der Mann wird es sich auf jeden Fall merken. Warum? Einfach weil ihn der männliche Spieltrieb und die Interaktion mit dem Aufkleber dazu verleiten, dass das was er da sieht viel eher in seinem Kopf hängen bleibt als irgendein einfaches Plakat über dem Urinal oder auf der Straße.

Hätten sie die beiden Kundengruppen gleich unterschieden, wären sie im B2B Bereich heute vielleicht schon viel weiter und genau aus diesem Fehler solltest du für dein Unternehmen lernen.

Praktischer Tipp: Kenne deine Kunden und mache dir immer bewusst an wenn du dein Produkt gerade vermarktest / verkaufst. Wenn du versuchst jeden zu erreichen, wirst du niemanden so wirklich greifen.

 

Learning #5: Nicht jeder Angriff schadet dir.

Ein Shitstorm gegen das eigene Produkt ist wohl nichts von dem man als Gründer träumt, doch manchmal, wie auch im Falle von Peesign, ist das sogar sehr hilfreich.

Peesign wurde nämlich einmal von einer Feministinnen-Seite auf  Facebook markiert, die das Unternehmen aufgrund mancher scheinbar frauenverachtender Designs angegriffen hat.

Die beiden Grüner standen natürlich vor der Frage, wie sie mit dem Problem umgehen sollten und standen nun vor der Entscheidung nichts zu tun, rational zu antworten oder die Feministinnen-Seite so anzugreifen wie sie selbst angegriffen wurden: Also einen Krieg anzufangen.

Die beiden waren dann kurz davor eine sachliche Stellungnahme zu schreiben haben es aber dann doch gelassen, weil sie ja selbst nicht rational angegriffen wurden und rationale Argumente wohl sowieso nicht sehr viel geholfen hätten. Aus diesem Grund haben die beiden einfach nichts gemacht und gewartet.

Eigentlich wollten sich die beiden also eher zurücklehnen und diesen Vorfall ignorieren, was allerdings durch einen massiven Umsatzanstieg und etliche Bestellungen verhindert wurde: Der Beitrag der Feministinnen wurde ca. 400-mal geteilt und sorgte damit für einen neuen Umsatzrekord für die beiden Jungs. Statt Feierabendbier und Couch war also Pakete packen und schwitzen angesagt!

Praktischer Tipp: Wenn eine Welle aus emotional aufgeladener Kritik auf dich zurollt ist es nicht unbedingt der beste Weg, mit rationalen Argumenten versuchen einen Wall zu errichten. Manchmal ist auch Geduld und Stille der Schlüssel zur Problemlösung bzw. zu einem neuen Umsatzrekord.

 

Learning #6: Umsatz kommt von Umsetzung.

Ein Learning, das man wohl aus fast jedem Interview mit erfolgreichen Gründern mitnehmen kann ist, dass Umsatz von Umsetzung und nicht nur von guten Ideen kommt.

Die ursprüngliche Idee für das Produkt hatte nämlich Bastis Kollege. Der hat das Ganze auch einige Zeit mit sich herumgetragen aber nie wirklich etwas umgesetzt. Er war also sozusagen schwanger mit der Idee, dabei blieb es jedoch vorerst.

Dann haben sich die beiden darüber unterhalten und Basti nutzte die freie Zeit während des Studiums für den ersten Schritt der Umsetzung: fundierte Recherche des Marktes, Produzenten und weiteren Details. Und so sind die beiden noch am Tag des Gesprächs mit einem Handschlag und der Reservierung der Webadresse Peesign.com gestartet.

Tatsächlich gab es so etwas schon einmal vor etwa zehn Jahren, es hatte sich damals allerdings nicht durchgesetzt. Anstatt die Idee aber wieder zu verwerfen habe die beiden unter der Annahme, dass der Markt damals einfach noch nicht reif und das Produkt noch nicht ausgeklügelt genug war, gestartet.

Auch die Suche nach einer Druckerei war nicht gerade einfach, doch auch das konnte die beiden nicht vom Start abbringen. Erst die zehnte Druckerei bei denen die beiden angefragt haben konnte die Sticker überhaupt drucken, verlangte aber zu viel Geld.

Nach langem Suchen wurden die beiden dann schließlich für ihre Geduld und ihr Durchhaltevermögen belohnt und haben eine Druckerei gefunden die die Sticker zu einem guten Preis produzieren konnte.

Bei einem Gründerwettbewerb von VW, Google und 3M in Berlin haben die beiden erstmals öffentliches positives Feedback bekommen und kamen von ca. 800 Start-Ups auf Platz 35, was natürlich eine weitere Motivation war weiterzumachen.

Heute haben die beiden schon 24 verschiedene Aufkleber und konzentrieren sich aktuell darauf ihr B2B Geschäft aufzubauen und mehr und mehr in den Bereich Werbung einzusteigen.

Fazit: Wie immer besteht der Schlüssel zum Erfolg also aus drei Buchstaben TUN.

Wir hoffen du kannst einige der Learnings aus diesem Artikel bei dir und deinem Unternehmen anwenden.

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PS: Wenn du eine Idee für neue Designs hast, oder gerne eine etwas andere Form von Marketing für dein Produkt ausprobieren möchtest, kannst du natürlich gerne einmal bei Peesign vorbeischauen.

Unser Video-Interview mit Basti kannst du dir hier in voller länge ansehen: